Unsere Grüne Glasfaser (UGG) kritisiert den erneuten Überbau bereits geplanter oder laufender FTTH-Projekte in bayerischen Kommunen. Das sorgt für unnötige Baustellen, zusätzliche Belastungen für Kommunen und Anwohner:innen und Fehlallokation knapper Tiefbaukapazitäten.
Der Glasfaserausbau in Deutschland ist eine Jahrhundertaufgabe – und kein Spielfeld für strategische Überbau-Manöver. Wenn drei Tagen in Folge angekündigt wird, dass in Kommunen wie Olching, Bad Füssing oder Hohenpeißenberg bereits begonnene Projekte durch einen zusätzlichen Ausbau der Deutschen Telekom konterkariert werden, entstehen ineffiziente und kostenintensive Doppelstrukturen. Das bedeutet konkret: mehr Baustellen, mehr Lärm und Verkehrsbehinderungen, verunsicherte Bürger:innen und eine Verschwendung knapper Ressourcen in Planung und Tiefbau und bindet unnötig Ressourcen der Kommunen – ohne zusätzlichen Nutzen für die digitale Teilhabe.
Taunusstein ist längst kein Einzelfall mehr
Das Muster „Überbau & Rosinenpickerei“ ist kein Einzelfall. UGG hat dieses Problem bereits am Beispiel Taunusstein öffentlich gemacht: Punktueller Ausbau der Deutschen Telekom macht die Mischkalkulation – also die gemeinsame Erschließung von stark und weniger rentablen Gebieten – untragbar, zwingt private Investoren zum Rückzug und erhöht den Förderbedarf zulasten der Steuerzahler:innen. Dass rund 2.000 Häuser in Taunusstein zunächst ohne Glasfaser bleiben, illustriert die gesellschaftlichen Kosten solcher Strategien eindrücklich.
Neuste Beispiele aus Bayern zeigen das Problem konkret:
- Hohenpeißenberg (Lkr. Weilheim-Schongau): Der eigenwirtschaftliche Ausbau durch UGG befindet sich auf der Zielgeraden – dennoch kündigt die Deutsche Telekom einen weiteren Ausbau ab dem 2. Quartal 2026 an. Lokale Stimmen (Münchner Merkur) sprechen von „Geldverbrennung“, weil dadurch Kapazitäten dort gebunden werden, wo bereits ein Netz entsteht, statt weiße Flecken zu schließen.
- Olching (Lkr. Fürstenfeldbruck): UGG baut seit Ende 2024 aus; parallel hat die Deutsche Telekom Vermarktung und einen Ausbaustart für 2026 angekündigt. Für die Stadt bedeutet das: doppelte Baustellenrisiken und zusätzliche Abstimmungsbedarfe – bei einem an sich eigenwirtschaftlich getragenen Infrastrukturprojekt.
- Bad Füssing (Lkr. Passau): Das UGG-Netz ist seit Dezember 2024 in Betrieb; die Deutsche Telekom hat Ende 2025 die Vermarktungsphase gestartet und plant ab Q2/2026 einen eigenwirtschaftlichen Ausbau insbesondere im Kernort Bad Füssing, Würding und Egglfing – nicht flächendeckend für das gesamte
Gemeindegebiet. Lokale Medien sprechen von etwas mehr als 3.600 anstatt 6.500 Haushalten im adressierten Vermarktungsgebiet.
UGGs Haltung und Lösungsvorschläge
UGG steht für einen nachhaltigen, effizienten und großflächigen Glasfaserausbau mit einem offenen Netz. Das Überbauen einer Glasfaser-Infrastruktur ist ökologisch und ökonomisch sinnlos und führt zudem zu einem erhöhten Förderbedarf und damit zu einer höheren Belastung des Fiskus und letztlich der Steuerzahler:innen. Sollten private Investitionen wegfallen, wäre die öffentliche Hand nicht in der Lage flächendeckend einzuspringen.
Verlierer dieser Entwicklung sind Kommunen, jene, die mit einem doppelten Ausbau belastet werden, und jene die länger auf moderne digitale Infrastruktur warten müssen und ihnen die digitale Teilhabe länger als nötig verwehrt wird.
Nötig sind deshalb politische wettbewerbs- und investitionsschützende Maßnahmen, wie die Auferlegung einer Pflicht zur Eintragung der Glasfaserausbauplanung des marktbeherrschenden Unternehmens und seiner verbundenen Unternehmen in eine nicht öffentliche Ausbauliste. So könnten strategische Ausbauankündigungen in gezielter Reaktion auf Ausbauplanungen Dritter künftig eindeutig erkannt und verhindert werden.
Auch eine Verpflichtung zur Nutzung eines offenen Netzes würde Doppelausbau verhindern und einen echten Mehrwehrt für Verbraucher:innen schaffen.

